Das Leben …

manchmal kratzig, manchmal stachelig, doch auch so schön, drum lass es einfach fließen :)


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Juhuu, es geht wirklich auch ohne Auto :)

In einer Community schrieb ich voller Begeisterung folgenden Beitrag über mein neues Leben in Nürnberg ganz ohne Auto.

„Ein Leben ohne Auto nur mit dem Radel war schon lange Zeit eine umweltbewusste Wunschvorstellung von mir. Die Realität sah leider anders aus. Ständig den Zeitfaktor im Genick, immer wieder einige Minuten einzusparen, ließen mich automatisiert zum Autoschlüssel greifen, um dann doch mit schwerer Verbrennungsmaschine die wenigen Kilometer zum Einkaufen zu fahren. Allerdings muss ich zugeben, dass meine alte Heimat (Saarland) sehr hügelig ist und man eine beachtliche Kondition benötigt, um alle Erledigungen mit dem Rad zu bewältigen.

Eines Tages beschlossen mein Ex-Mann und ich, dass wir doch besser getrennte Wege gehen sollten. Da war nichts mehr zu kitten. Mit diesem Auseinandergehen verlor ich alles, was ich mir in über 20 Jahren aufgebaut hatte: Nicht nur den Partner/Vertrauten, nein, auch ein behütendes Heim, ein kleines grünes Paradies, nämlich unseren biologisch bewirtschafteten Garten, viele wichtige Dinge im und am Haus und auch ein Auto.

Mein Leben war auf 0 gesetzt, sozusagen „resetet“. Was mir mit anderen wenigen Dingen verblieb, war mein Radel (ein Stevens Cross-Rad). Ich erkannte sofort die Chance meines Lebens und sagte zu mir, „oh ja, jetzt endlich kann ich (m)ein umweltbewusstes Leben leben und ab sofort nur noch radeln, zu Fuß gehen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Ein Auto hätte ich mir sowieso nicht leisten wollen.

Und? Es klappt! Sogar viel viel besser, als ich mir zunächst dachte. Inzwischen sind 4 Jahre vergangen und ich besitze immer noch kein Auto!

Über ein Jahr fuhr ich in meiner hügeligen Ex-Heimat viele Einkäufe und meine Strecken zum Fitness-Studio mit dem Radel bei Wind und Wetter. Gerne denke ich an die ganz speziellen Rückfahrten an späten Winterabenden bei ordentlichen Minustemperaturen zurück. Nach einer Doppelstunde (Kraftausdauertraining mit Langhantel und Spinning) fuhr ich dick eingepackt nach Hause und musste am Ende noch einen langen recht steilen Anstieg bewältigen, um ganz oben auf dem Berg zu meinem Wohnhaus zu gelangen, nach 2-stündigem kräftezehrenden Sportprogramm oftmals etwas quälend. Das Radel stellte ich jedes Mal in die große Garage beim Haus und freute mich köstlich, dass mein edles Crossrädchen einen schönen großen Stall für sich ganz alleine hatte, während meine ganzen Nachbarn dicke Autos in ihren Garagen stehen hatten.

Eines schönen warmen Sommertages realisierte ich voller Trauer meine Einsamkeit. Da war keine starke Schulter mehr, an die ich mich anlehnen konnte, kein sportlicher Freund mehr an meiner Seite, der mit mir tolle Urlaubstouren mit dem Radel unternahm. So beschloss ich etwas zu tun. Und was? Ich inserierte beim ADFC (großer Dank dem ADFC an dieser Stelle) in der Rubrik „Mitradelzentrale“, dass ich ein passendes männliches „Pendant“ für tolle Urlaubstouren suche, nebst der Anmerkung „bei Sympathie evtl. mehr“.

„Mittlere Vierzigerin sucht passenden sportlichen Mitfahrer für gemeinsame Touren – zunächst rein sportlich/freizeitmäßig, bei Sympathie vielleicht mehr. Habe mir vor ein paar Jahren ein Cross-Rad gekauft, um sowohl Asphalt als auch Waldwege fahren zu können. Schaffe zwar Tagesetappen von bis zu 100 km, mir sind aber 60-80 km pro Tag angenehmer. Mag Flusstouren sehr, bin aber für vieles offen…“

Ich glaubte eher weniger Zuschriften zu erhalten, jedoch waren es gar nicht mal so wenige. Eines Tages erreichte mich eine Mail, die mir in ganz besonderer Weise gut gefiel. So lernte ich einen sehr netten und aufregenden Sportler aus Nürnberg kennen.

Uns verband vieles. Vor allem aber, dass wir beide unser altes Leben verlassen mussten und damit alles Weitere verloren hatten, unser Leben auf das Notwendigste reduziert war und wir beide außer Kleinigkeiten nur noch unser Fahrrad besaßen. Darüber hinaus sind wir beide auch sehr sportlich und können gut auf vieles verzichten (z. B. TV). Dafür haben wir viele gute Bücher und kochen gerne gutes Essen und genießen. Wir fahren zur Arbeit und erledigen alle unsere Einkäufe mit dem Rad, sogar im Winter bei Eis und Schnee.

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Über das Radfahren haben wir uns kennengelernt und es besteht kein Zweifel daran, dass mein Leben aufgrund dieses umweltfreundlichen Fortbewegungsmittels eine sehr positive Wende erfahren hat und ich nun wieder sehr glücklich bin.

Alle Menschen, vor allem den einsamen, wünsche ich von Herzen, dass sie auch einen lieben Partner haben/finden, der die Freude am Radfahren mit ihnen teilt und sie gemeinsam einen Lebensstil pflegen können, der dem Leben auf unserer Erde gut tut, der sozusagen nachhaltig ist.


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Nonverbale Kommunikation und Achtsamkeit dem Leben (Körper) gegenüber

Dazu musste ich etwas notieren, denn die Sprache ohne Worte verzaubert, ist faszinierend. Ein Lexikon würde die „nonverbale Kommunikation“ als die Sprache, die mittels Gesichtsausdruck, Gestik, Körperhaltung und -bewegung, Berührung und sogar durch den Geruchssinn, gesprochen wird, bezeichnen. Hermann van Veen singt in dem Lied „Sie sagt nicht viel“ „…und dass sie gern schweigt, heißt nicht, dass sie still ist. Sie spricht eine Sprache, die ich allein versteh‘, wie viel sagt ihr Lächeln, ihr Blick spricht oft Bände, das Spiel ihrer Hände ersetzt das ABC …“. Ein sehr zartes Liebeslied über einen ganz besonderen Menschen, der nicht viel Worte macht.

Auf dem Nachhauseweg wurde mir erneut die Bedeutung der Verständigung ohne Worte bewusst. Leider geben wir viel zu viel unseres inneren Zustandes bereits ohne ein Wort zu sagen preis. Dadurch, dass ich an der Bushaltestelle des Rathauses, an der nun einmal viele Menschen ein- und aussteigen, täglich warten musste, wurde ich zwangsläufig ein Beobachter der augenblicklichen Szenerie, die sich dort täglich am späten Nachmittag abspielte.

Eine Frau erregte besonders meine Aufmerksamkeit und ich bemühte mich, sie nicht merken zu lassen, dass ich mir Gedanken über sie machte. Offensichtlich fühlte sie sich nicht nur in ihren Kleidern unwohl, sondern auch in ihrem Körper. Die Mimik zeigte Verunsicherung, fast schon Angst, sie schritt einmal hierhin, einmal dorthin und schien nicht genau zu wissen, was sie möchte und wo es am besten sei, stehen zu bleiben. Die Schultern nach vorn geneigt, den Kopf etwas nach unten fallen lassend, guckte sie ab und zu hoch, als würde sie etwas suchen oder über etwas Drängendes nachdenken. Die hochhackigen, sicher sehr unbequemen Schuhe verlangten wahrscheinlich auch ein umherlaufen, allein schon der Entlastung des Fußes wegen.

„Wie wichtig es doch ist, im eigenen Körper zuhause zu sein, sich darin wohlzufühlen“, dachte ich. Klar ist aber auch, dass wir dieses physische Gewand eines Tages wieder ablegen müssen, da es an die materiellen Elemente dieser Erde gebunden ist. Allerdings sollten wir diesen „goldenen Tempel“, wie gottbewusste Menschen ihn auch bezeichnen, so gut behandeln, dass wir ihn als nützliches Instrument, als brauchbares Werkzeug ordentlich in Schuss halten. Eines meiner Lieblingszitate lautet: „Behandle deinen Körper so, dass deine Seele gerne darin wohnt“.

Der Laufsport hat mich erkennen lassen, dass unsere Füße sehr viel leisten müssen. Sie tragen die durchschnittlich zwischen 50 und 80 km schwere Körpermasse die fast unzähligen Schritte eines langen Lebens ohne zu klagen. Nur aufgrund des Femininseins, um die vermeintlich damit verbundene Eleganz zu unterstreichen, hervorzuheben, unterziehen sich viele Frauen einer unglaublich unbequemen und fußquälenden Modediktatur. Meine Devise lautet schon seit vielen Jahren, zuerst die Fußgesundheit, das Wohlfühlen, dann die Mode. Allerdings gehöre ich auch zu der Menschenkategorie, die gerne schnell und zügig gehen und alles rasch und ohne viel Drumherum erledigen. Da sind bequeme, flache Schuhe einfach ein Muss. Außerdem lebe ich seit geraumer Zeit autolos und bin wirklich auf die Leistungsfähigkeit meiner Füße angewiesen. Sie tun ihren Dienst ganz gut und ich bedanke mich bei Ihnen mit entsprechender Aufmerksamkeit und Pflege.

Worte sind oft hohl und unüberlegt daher gesprochen. Sokrates ließ die Leute, die zu ihm kamen und etwas erzählen wollten, die Worte symbolisch durch drei Siebe fließen. Er sagte: „Lass uns prüfen, ob deine Worte durch die drei Siebe gehen. Und zwar den Sieb der Wahrheit, den der Nützlichkeit und den der Freundlichkeit.“ Häufig sind Berichte weder wahr (man weiß es nur von Hörensagen), noch nützlich, noch freundlich. Dann sollte man den Mund halten. Ein sehr schönes Gleichnis. Schaffen wir es regelmäßig zu prüfen, ob unsere Worte wenigstens durch einen der Siebe passen? Wir können es üben.

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An einem kalten Februar-Wochenende bekam ich die Gelegenheit, ein wenig etwas über das sogenannte „Pferdeflüstern“ zu erfahren. Pferde faszinieren mich von Kindesbeinen an und diese Begeisterung begleitet mein Leben ohne Unterbrechung. Ein Verein, der den bewussten und korrekten Umgang mit Tieren vermittelt, bot Wochenend-Workshops im „Native Horsemanship“ an. Ein Reitunfall am Ende eines Sommerurlaubs an der Côte d’Azur, der mich die letzten vier Tage mit mehreren starken Prellungen und mit geschwollenem Fuß (wahrscheinlich ein Bänderriss) herumhumpeln ließ, hatte meinen bis dahin guten Zugang zu Pferden empfindlich gestört. Irgendetwas musste doch extrem im Argen sein, wenn ein Pferd aus dem völligen Nichts plötzlich zu bocken beginnt, so dass kaum ein Reiter die Chance hat, oben zu bleiben. In krassem Gegensatz dazu las ich vor vielen Jahren einen Zeitungsartikel, der von einem Mann berichtete, der seine beiden Pferde völlig frei, ohne Gebiss und ohne Sattel ritt. Er hatte so ein starkes Vertrauensverhältnis, so eine gute Freundschaft zu seinen Tieren aufgebaut, dass sie ihm blind folgten und alles für ihn taten.

Und was lernten die Teilnehmer des Kurses als erstes? Die Pferde kommunizieren ganz überwiegend mit ihrem Körper (also nonverbal) und sie sind in der Lage, die Bedeutung unserer kleinster Bewegungen und Gestiken abzulesen. Im Gegenteil, sie beginnen uns zu ignorieren, wenn wir zu heftig und zu energisch vorgehen, wenn sozusagen die Feinabstimmung fehlt. Sie spüren ganz deutlich, ob wir nur ein äußeres Gebaren von uns geben und etwas vortäuschen, so nach dem Motto „ich will jetzt dies und das und du funktionierst jetzt bitte so und so…“. Es funktioniert, und zwar nur dann, wenn wir authentisch sind. Wir müssen genau jetzt im Augenblick leben, mit ganzer Aufmerksamkeit und wir müssen echt sein. Ein Zustand, den wir oftmals so nicht leben. Von Anfang bis Ende des Seminars war ich sehr positiv berührt.

Als Kind hatte ich im Umgang mit den Pferden wohl intuitiv vieles richtig gemacht, denn in meiner Erinnerung sind einige sehr angenehme Momente, in denen ich damals dachte, das Pferd zu verstehen, seine Emotionen regelrecht zu spüren. Dazu zähle ich die Begebenheit, dass ich mich zu einem meiner Lieblingspferde, welches gerade auf der Weide im Gras lag, dazulegen durfte, ohne dass dieses erschrak und aufsprang. Wie lange wir dicht zusammen in der Wiese lagen, weiß ich nicht mehr, aber dieser besondere und sehr schöne Augenblick bleibt tief in meiner Erinnerung. Die Kursteilnehmer lernten nicht nur etwas über Pferde, nein, wir lernten auch etwas über das Mensch-sein. Sind wir uns selbst bewusst und wissen wir, was wir wollen? Vertrauen wir uns selbst und somit unseren eigenen Fähigkeiten? So einfache Fragen, aber sie sind von unglaublich großer Bedeutung. Ein Pferd wird sich einem Menschen nur dann vertrauensvoll anschließen und ihn als Herdenführer akzeptieren, wenn er Mut, Selbstvertrauen und Entschlossenheit zeigt, wenn er zu sich selbst steht und dem Pferd vermittelt, dass es ihm voll vertrauen kann. Aber wir sind uns oft nicht im Klaren darüber, was wir im Leben wirklich wollen, wo wir selber stehen.

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Dieses „Join-Up“, welches dann eintritt, wenn uns das Pferd als Anführer akzeptiert hat, ist ein sehr bewegender Moment. Im Nachhinein, noch Jahre nach diesem Erlebnis, empfinde ich die Geste des Pferdes, welches mir für diesen Augenblick zur Verfügung gestellt wurde, als ein großes Geschenk, wofür ich heute noch dankbar bin. Die Anerkennung eines so großen Tieres, mich anzunehmen und sich mir anzuschließen, egal was ich tun werde und wenn ich bis zum Ende der Welt laufen möchte, tat meinem angeknacksten Gemüt gut. Vielleicht ist es auch diese Bedingungslosigkeit, die uns in Erstaunen versetzt, denn die Pferde hinterfragen nicht, und das, obwohl wir noch nicht einmal der eigenen Art angehören.

Mark Rashid, der bereits als kleiner Junge das Verhalten der Pferde in einer Herde fasziniert beobachtete (und ein amerikanischer Cowboy der anderen Art), sagte in einem Interview: „Vertrauen entsteht durch Kontinuität. Wenn man beständig ist, dann ist man zuverlässig und vertrauenswürdig. Erst dann kann das Pferd mit uns in Einklang kommen, denn es spürt (ohne Worte – auf ganz unsichtbare Weise) unsere Vertrauenswürdigkeit.“ Wichtig, denn ein Leittier muss die richtigen Entscheidungen treffen, denn es geht in der Wildnis um das pure Überleben einer ganzen Herde.

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Ich würde sagen, Pferde empfangen Wellen und Schwingungen über den Zustand unseres Gemütes. Und allein die Tatsache, dass Tiere solch fein entwickelte Sinne haben, lässt mich ehrfürchtig sein. Pferde werden sehr erfolgreich in der Therapie von schwer erkrankten Menschen eingesetzt. Warum? Weil der Umgang mit Ihnen viele Blockaden löst, sowohl körperlich als auch geistig. Sie sind mit kranken hilflosen Menschen unendlich geduldig und sehr behutsam. Das betrifft aber nicht nur Pferde, so ist es mit (fast) allen unseren Brüdern, Schwestern und Freunden aus dem Reich der Tiere.

Ich bin so glücklich, dass ich das Verzehren dieser Freunde eines Tages beenden konnte! Ein wahrlich bedeutungsvoller Tag!!!


Ein Kommentar

Laufen

Eines Tages packte mich ein Fieber, eine Leidenschaft …

Noch in der alten Heimat wohnend, las ich in unserer Tageszeitung einen sehr interessanten Artikel. Dieser berichtete von Melitta Czerwenka-Nagel, einer inzwischen 84-jährigen Weltklasse-Läuferin, die damals ihren 80-jährigen Geburtstag feierte. Immer wieder las ich diesen Artikel und konnte nicht glauben, dass man in diesem Alter noch locker 10 km und mehr im 5er Schnitt bewältigen kann. Das Laufen ist ein Wundermittel und wirkt besonders stark bei verletztem Gemüt, gebrochenem Herzen und in vielen schwierigen Situationen des Lebens, in denen man einen klaren Gedanken fassen und wichtige Entscheidungen treffen muss. Die starke Sauerstoffzufuhr bei diesem Sport lässt eben auch unser Gehirn besser arbeiten und so kommen mir oft geniale Ideen während einer trabenden Runde in den Sinn.

Mehrmals begann ich mit dem Joggen und immer wieder hörte ich damit auf. Woran lag das? Einerseits an der fehlenden Zeit, aber vor allem daran, dass ich mir diese Zeit nicht einfach frei nahm. Eine Stunde Gesundheit und Fitness nur für mich, das ´klingt einfach, ist aber je nach den Lebensumständen nicht so ohne Weiteres umzusetzen.

Als meine Tochter fast erwachsen war, kaum noch zuhause und wenn, dann recht selbständig bereits ihre eigenen Ziele verfolgte, zog es mich mehr und mehr hinaus in unseren schönen Wald gleich am Ende der Straße. Ich beschloss, das Laufen ganz vorsichtig und gründlich aufzubauen, um keine Verletzungen und Unpässlichkeiten zu riskieren. Ich las etwas über die Wichtigkeit von Grundlagenausdauer,und dass eine geringere Intensität wichtig wäre, wenn der Körper dazu angeregt werden sollte, nach und nach seine Energie aus den bestehenden Fettdepots zu gewinnen und nicht die schnellen Kohlehydrat-Reserven zu verbrennen. So lief ich wochen- und monatelang einen kleinen Rundkurs mit gutem Profil (Berg rauf und wieder hinunter und eine ebene Strecke) von ca. 1,8 km. Die ersten Male zwei Runden, irgendwann dann 3 und bei 4 Runden war ich sehr stolz auf mich. Sehr lange lief ich vier Runden und war danach immer sehr zufrieden mit mir. Eines Tages fühlte ich mich so gut, dass ich 6 Runden schaffte. Nun beschloss ich im Wald ausgesuchte Strecken zu laufen. So begann meine Laufleidenschaft. Die intensive Bewegung in stiller Natur durch den Zauber der Jahreszeiten, umgeben von Sonne, Wind, Regen, dem lieblichen Gesang der Amseln im Frühling und dem bunten Blätterrauschen im späten Herbst, sogar bei Eis und Schneefall, immer war es ein Erlebnis und tat so gut, ließ mich alles vergessen, was mich plagte.

Heute bin ich froh, dass ich mich einst aufrappelte und es schaffte, einen bestimmten Punkt zu überwinden. Doch immer noch gibt es Tage, an denen ich denke, “oh, jetzt könnte ich noch dies oder jenes tun…”. Dann lasse ich alles stehen und liegen, ziehe meine Laufschuhe an und ab geht es, raus in die Natur.

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Unsere neue gemeinsame Wohnung sollte nicht gerade mitten in der Stadt liegen. Es war mir sehr wichtig, dass etwas Wald oder Wiesen zum Wandern, Laufen, Radeln und Natur genießen in gut erreichbarer Nähe sind. Südlich von Nürnberg wurden wir fündig und im Rednitzwiesengrund gibt es optimale Sportbedingungen und natürlich auch viel Grün zum Picknicken und einfach nur draußen sein. Besonders die Wege durch die Wälder erinnern mich an das Saarland. Doch die gut Befestigten, Asphaltierten erleichtern ein Laufen bei nassen Wetterverhältnissen ungemein.

Damals, als mich das „Lauffieber“ gepackt hatte, musste ich mir einmal den Vortrag eines Kumpels meines Ex-Mannes anhören, der kein Verständnis dafür hatte, dass man plötzlich im mittleren Lebensabschnitt beginnt, wie ein Verrückter Sport zu treiben, um dabei ein Bild des Jammers abzugeben und sich der völligen Lächerlichkeit preiszugeben. Alle, die es ab 40 noch einmal wissen wollten, hätten was an der Waffel. „Schau sie dir doch mal an, wie sie aussehen. Sie schwitzen, haben hochrote Köpfe und machen schmerzverzerrte Gesichter, während sie keuchend durch den Wald hetzten, das kann doch wirklich nicht gesund sein.“

Im Internet findet man viele nette Aphorismen über das Laufen oder einfach nur über die körperliche Anstrengung. Die Aussagen (Urheber leider unbekannt) „Verrückt ist ein Ausdruck, mit dem Faule gern Trainierende bezeichnen“ und „Bequemlichkeit ist ein Schleier, den man lüften muss, um das Erlebnis zu finden“ verdeutlichen sehr, dass viele Menschen erst glücklich und zufrieden sind, wenn sie – wie von einem inneren Drang getrieben – körperlich an ihre Grenzen gehen (diese einmal kennenlernen, wo sind sie überhaupt?). Für den ein oder anderen sicher eine sehr aufregende Sache!

Man kann auch sagen „wer läuft, erlebt, wie er lebt“, denn „der Weg zum Guten führt nicht immer über das Angenehme“. Die Aussage, dass jemand „alt ist, wer sich langweilt und trotzdem vor neuen Herausforderungen Angst hat“ ermutigt uns, so lange wie möglich aktiv zu bleiben, denn Muskelstärkung bis ins hohe Alter hinein bietet aus gesundheitlicher Sicht enorme Vorteile (die aktuelle sportmedizinische Wissenschaft bekräftigt dies ständig). Wir sind zum Laufen geboren, unser Überlebensplus war schon immer die Fähigkeit, lang und ausdauernd auf zwei Beinen laufen zu können.

Das Fazit vieler Studien: Wenn wir uns fast nicht mehr bewegen, nur noch Autofahren und sogar kleine Strecken mittels großer Verbrennungsmaschine zurücklegen, keine Treppen mehr gehen, nur noch Fahrstühle und Rolltreppen nutzen, ständig sitzen (viele von morgens früh bis abends spät), zuhause dann erneut am Tisch, am PC sitzen und anschließend auch noch auf dem Sofa, um fernzuschauen, wird unsere Vitalität und Gesundheit mit zunehmendem Alter mit Sicherheit auf der Strecke bleiben!!! (Im Durchschnitt verbringt der deutsche Bürger 1.340 Stunden vor dem TV, diese Zeit ist ausreichend für mindestens 300 Marathons.)

Körperliche Anstrengung erzeugt auch gewisse körperliche Reaktionen, wie zum Beispiel das Schwitzen. Ich las einmal, dass das Verlieren von Schweiß beim Sport auch einen reinigenden Effekt hat. Zum Grübeln bringen mich jedoch Menschen, die ein Problem mit der Tatsache haben, dass beim Sport die Schweißdrüsen zu arbeiten beginnen. Veganer oder überwiegend von Pflanzennahrung lebende Menschen haben erstaunlicherweise keinen unangenehmen Körpergeruch, diesen interessanten positiven Umstand sollte man selbst einmal erproben, erfahren. Schön finde ich auch den Spruch aus der Kletterszene: „Schweiß ist nur Schwäche, die den Körper verlässt!“

„Du bist nicht, was du bist, sondern das, was du aus dir machst.“ Und zu guter Letzt gab schon Goethe preis: „Von der Gewalt, die alle Wesen bindet, befreit der Mensch sich, der sich überwindet.“

In meiner Lebenserneuerungsphase spürte ich einen unglaublichen Drang, endlich einmal einen Halbmarathon zu finishen. Ich musste einfach wissen, ob ich mit veganer Ernährung, jedoch unregelmäßigem Training, aber mit diesem großen körperlichen Energiezuwachs, trotzdem eine solche Distanz schaffen könnte. Am 18.03. war der Tag der Tage (im läuferischen Sinn), 21,094 km an einem Stück zu laufen. Vor einigen Jahren, als ich mit dem Laufen begann und ich 5 km noch mit mehreren Gehpausen absolvieren musste, war diese Vorstellung schon ziemlich utopisch. Dieses sportliche Erlebnis verewigte ich in schriftlicher Form in meinen Notizen:

„Eine ebene Strecke sollte es für mein HM-Debüt sein und der deutsch-Französische Straßenlauf war genau eine solche, entlang der Saar bis Grosbliederstroff in Frankreich zum Wendepunkt bei km 10,549 km und dann alles wieder zurück, um bei km 21,0957 ins Ziel zu laufen.

Das Wetter versprach vieles, nur eines nicht: trocken zu bleiben. Es regnete, aber mittelmäßig. Ich entschied mich für die leichte Laufregenjacke, das“ run vegan-T-Shirt“ war leider nicht zu sehen, schade. Die kühlen 7,5°C waren aber wesentlich angenehmer als drückende Wärme, denn wenn der Motor mal am Kochen ist, doch dazu später mehr.

Plötzlich stand ich mitten im Startpulk, vor mir eine große Menschenmenge, teilweise ordentlich gekleidet, teilweise in ärmellosen Laufhemdchen über nackigem Oberkörper und einem ganz kurzen Sommerlaufhöschen, dann noch Socken und Schuhe, mehr nicht. Ob die sich da wohl mit dem Wetter nicht ein wenig vertan haben, dachte ich. Die meisten um mich herum begannen zu zappeln, viele trugen Uhren am Arm, die größer waren als mein Wecker. Was man da wohl alles ablesen kann, sagte ich zu mir. Irgendwann begann ich zu begreifen, dass ich umringt von Laufprofis war, denn der d-f. Straßenlauf ist auch gleichzeitig eine der ersten Langstrecken-Saarlandmeisterschaften im Jahr für alle möglichen Altersklassen. Also, da ging es für viele wirklich um die Wurst.

Kein Zeitstress, keine Uhr am Arm, ein bisschen nervös schon, denn ich wollte ja die ganze Strecke bis zum Schluss laufend schaffen. Konnte tags zuvor kaum etwas essen, hatte einfach keinen Hunger!

Dann ging es los. Die Veranstalter machen das immer ganz professionell mit großer Lautsprecheransage: „Wir wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg …. gute Zeiten und einen tollen Lauf … usw.“

Die ersten zwei km dann das mir bekannte Phänomen. Alle liefen an mir vorbei und überholten mich und mein Abstand zum vor mir laufenden Pulk wurde immer größer. Irgendwann ein ängstlicher Blick nach hinten, den ich lange nicht wagte, war ich jetzt wirklich die Letzte??? Nein, zum Glück, es waren immer noch welche hinter mir, sogar mit deutlichem Abstand. Nach einer Weile kamen flappsende schwere Schritte geräuschmäßig immer näher an mich heran. Das kann keine Läuferin sein, nein, das höre ich genau. Ein älterer Herr schob sich Meter für Meter bis auf meine Höhe, wir unterhielten uns kurz. Ich erzählte von meinem Debüt. Er meinte nur kurz, „ja, dann machen sie schön langsam, dass sie am Ende noch fit sind“. Recht hat er, dachte ich, und ließ ihn mit kaum messbar höherer Geschwindigkeit an mir vorbeiziehen. 15 m vor mir pendelte sich sein Tempo ein. Ihn und einige Damen sah ich bis zum Wendepunkt dann immer genau vor mir.

Ab km 6 bereits lief auch ein älterer Herr genau hinter mir. Irgendwann drehte ich mich mal um, es fehlten zwischen uns kaum 3 m. Warum überholt er mich nicht, dachte ich. Er lief auch genau hinter mir, förmlich in meiner Spur.

Schnell war mein Stoßstangenkleber vergessen, als bei km 8-9 die ersten Profis auf dem Rückweg waren. Das war spannend. In großen Schritten kamen sie angehechtet, so würde ich fast einen Sprint laufen. Die noch hin Laufenden brav rechts, die Rückkehrenden auf der linken Spur. Dann sah und erlebte ich die gesamte saarländische Saarlandmeisterschafts-Läufer-Elite in allen Altersklassen. Konnte läuflings genau beobachten, wie angespannt und verbissen sie um ihre guten Zeiten kämpften. Ich locker trabend, sie teilweise mit aus Nase und Mund schwabberndem Schaum, teilweise mit weit aufgerissenen Mündern, nach Luft ringend, manche keuchend und in kurzen Abständen schnaufend. Meine Güte, kam es mir in den Sinn, der Motor ist jetzt echt am Kochen, es schäumt und brodelt, die Pumpe fährt volle Leistung. Die beinnackigen Läufer zeigten jetzt rote Hautpartien an den muskulösen Oberschenkeln, man sah somit das Blut förmlich in den wichtigsten Körperteilen extrem zirkulieren.

Am Wendepunkt standen zwei Helfer vom LTF Marpingen und munterten die Hobbyläufer des letzten Feldes auf. Und nach dem Wendepunkt, oh, ja jetzt geht’s zurück, prima…

Langsam begann die Euphorie in mir zu wachsen, wahrscheinlich waren schon einige Glückshormone im Umlauf. Ich dachte nur „heute werde ich zum ersten Mal in meinem Leben über 21 km an einem Stück laufen, das gibt’s doch nicht“. Ich war so happy, dass ich trotz Anstrengung grinste und wie beflügelt dahintrabte, ganz rhythmisch und im Takt. Mein Fersenkleber war auch noch hinter mir. Bei etwa km 14 wollte ich doch einmal wissen, wer mir da so hartnäckig im Genick saß. Ein Herr von 71 Jahren, der früher Sprinter war (200 und 400m-Läufe) erklärte mir dann sehr charmant, dass ich seine Lokomotive wäre. Er könnte sehr gut in meinem Tempo mitlaufen und benutzte mich als seinen Tempomat. Wir unterhielten uns eine Zeitlang, obwohl ich schon bemerkte, dass ich mehr Luft hatte als er. Dann waren wir wieder still. Wir sahen das Schild km 15, dann 16. Es kam dann bald schon die 17. Weiter war ich noch nie gelaufen, aber ich fühlte mich gut, sehr gut. Wir zogen uns dann gegenseitig und überholten sogar noch einige Hobbyläufer zwischen km 17 und 19. Ich dachte zuerst, das Tempo zurückzunehmen, aber meine Beinmuskulatur gab es absolut her, die Füße hätten wohl eher ein Veto eingelegt, wenn ich sie gefragt hätte. Ca. 6.200 Tonnen tragen Füße bei einem Marathon (HM dann die Hälfte), das konnte man km für km spüren.

Bald sahen wir die km-20-Marke. „Wir haben es fast geschafft“, rief ich aufgeregt. Als wir das Zieltor mit der laufenden Zeit sahen, traute ich meinen Augen nicht. Wir näherten uns einer Zeit von 2:08:00. Ich hatte mit 2 Stunden 30 Minuten gerechnet. Kurz vor dem Ziel konnte ich sogar noch einen kleinen Sprint einlegen, Wahnsinn. Wir dankten uns gegenseitig für das „Mitnehmen und Anspornen“. Hans-Dietrich gab dann sogar ehrlich zu, „wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich diese Zeit nicht geschafft“. Da war ich ganz gerührt und freute mich für ihn. Und ich war ja sowieso happy.

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Jedem wünsche ich solch einen Moment im Leben …. den Moment, etwas geschafft zu haben!

 


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Nur im Reiche der Pflanzen…

…werden die Federn gespannt, welche die Uhr des Lebens treiben“ hat einmal ein weiser Arzt gesagt. Es war Dr. Max Bircher-Benner.

Vor inzwischen fast einem fünftel Jahrhundert (na, eben 20 Jahren) bedrängte mich ständig mein Gewissen, kam häufig der Gedanke in mir hoch, dass es nicht richtig ist, dass wir Tiere in Massen züchten, ausbeuten, um sie dann letztlich zu verzehren. Irgendwie passte das nicht in mein Bild einer Welt des Friedens, der Liebe und des gegenseitig wohlwollenden Miteinanders. Tiere sind doch unsere kleinen Brüder und Schwestern, nicht wahr??? Den Unterschied zwischen Nutz- und Haustieren mache ich nicht, denn was kann ein Schwein dafür, dass es als Schwein geboren wird und nicht als Hund. So beschloss ich eines schönen Sommerabends im Jahre 1996, dass ich fortan kein Fleisch und keine Eier (flüssiges Fleisch) mehr essen würde. Bis zum heutigen Tage konnte ich diesem Entschluss treu bleiben. Und ich ging sogar noch einen Schritt weiter, denn trotz einer vermeintlich gesunden Lebensweise, plagten mich diverse Problemchen, für die es keine Abhilfe zu geben schien. Nach einer notwendigen Operation traf ich wieder einen einschneidenden Entschluss in meinem Leben, und zwar ab sofort keine Milchprodukte mehr zu verzehren.
Nun sind über zwei Jahre vergangen und ich darf resümieren, dass es wieder einmal eine sehr gute Entscheidung gewesen war. Zwei wichtige Dinge änderten sich sehr auffällig zum Positiven: 1) Ich verlor innerhalb von wenigen Monaten an die 10 kg Körpergewicht. 2) Der erste Frühling nach Umstellung auf vegane Ernährung war bei bestehender Frühblüherpollenallergie fast symptomfrei.
Ehrlich gesagt, war mir die vegane Ernährung etwas suspekt. Ich hatte leichte Bedenken, ob es sich dabei nicht doch um eine Mangelernährung handeln würde. Wie konnte ich das herausfinden? Nun, indem ich Kontakt zur VEBU-Gruppe vor Ort aufnahm und dabei auch Veganer kennenlernte. Sie machten auf mich keinen blassen, unterernährten, kranken und schlecht aussehenden Eindruck. Selbstverständlich kommt es darauf an, wie man es anstellt. Das setzt ein gewisses Ernährungs-Know-How voraus. Einsteigern empfehle ich einschlägige Literatur zu lesen. Und zum Glück gibt es da inzwischen sehr viele gute Bücher und auch sehr gute Kochbücher.
Heute ist es völlig en vogue Veganer zu sein. Man könnte annehmen, dass es fast eine moderne Lifestyle-Erscheinung ist. Die Motivationen sind auch sehr unterschiedlich, deshalb ebenso die Formen, wie sich die einzelnen Veganer ernähren. Ich zähle mich jedenfalls nicht zu den Extrem-Veganern, da ich weiterhin sehr gerne Honig esse, zumal dieser wichtige Enzyme und andere positive Wirkstoffe enthält. Wenn es nicht anders geht und ich auswärts essen muss, akzeptiere ich auch Milchprodukte. Aber wirklich glücklich bin ich dabei nicht. Leider gibt es noch viel zu wenig vegane Restaurants in Deutschland. Doch meine Hoffnung ist groß, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird. Eine große vegane Bewegung ist ins Rollen gekommen. Man könnte fast schon von einer sanften Ernährungsrevolution sprechen. Immer mehr junge Menschen entdecken die unglaublich positiven Auswirkungen und Vorzüge einer den Organismus entlastenden reinen Pflanzenkost.

Vegan leben und intensiv Sport treiben, geht das denn? Für mich eine wichtige Frage, zumal ich mir ein Leben ohne Sport/Bewegung kaum vorstellen kann. Das Buch „Born to run“ erzählt u. a. von einem Ultraläufer namens Scott Jurek. Er ist einer der besten Ultraläufer der Welt und er ist Veganer. Mich beeindruckt das sehr. Viele weitere Bücher beschreiben das Phänomen, dass rein pflanzliche Nahrung im Körper ungeahnte Energien mobilisiert und man mehr Ausdauer und Durchhaltevermögen entwickeln kann. Patrick Baboumian und etliche Bodybuilder beweisen ebenso, dass sogar stark entwickelte Muskeln rein pflanzlich in Bestform gehalten werden können.

Vegan zu leben ist ein lohnenswerter Weg und ich kann ein Selbstexperiment in Verbindung mit Sport nur wärmstens empfehlen! Jeder wird sehr aufregende und positive Entdeckungen dabei machen!!!


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Alte HEIMAT … Neue HEIMAT …

Einen großen Teil meines Lebens verbrachte ich in meiner alten Heimat. Eines Tages traf ich einen sehr lieben Menschen, der sich in mein Herz hineinsetzte, wobei ein Sog entstand, der mich ebenso in seines hineinzog. Plötzlich verlor die alte Heimat mehr und mehr an Bedeutung, denn von seiner Liebe ging ein so starker Magnetismus aus, dass ich mich mehr und mehr mit dem Gedanken anfreundete, zukünftig eine neue Heimat annehmen zu können. Man sagt so schön, „dort ist man zuhause, wo man geliebt wird“.

Die Liebe ist eine unendlich große Kraft, sie ist Balsam, Ermutigung, Beruhigung, Freude, unbeschreibliches Glück, nicht von dieser Welt, kommt von ganz weit her, tut allen gut, macht sich nicht groß, vergibt, ist mitfühlend, hat enorme Anziehungskraft und überwindet viele Hindernisse. Sie gibt unserem Leben Sinn.

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In der Adventszeit wurden bei uns zuhause die Weihnachtsplätzchen gebacken. Das Haus war erfüllt vom Duft der Gewürze. Meine Oma war eine leidenschaftliche Köchin, Kuchenbäckerin sowie Genießerin und es mangelte in dieser besonderen Zeit nicht an Spezialitäten, ob es nun Spritzgebackenes, Kokosmakronen oder Anisplätzchen waren.

Aus Nürnberg hatten wir damals bereits bei einem sehr bekannten Nürnberger Lebkuchenhersteller ein großes Festtagspaket mit der bunten passenden Blechschatuelle bestellt. Der Lebkuchen war köstlich und jedes Jahr, wenn die Weihnachtsbäckerei begann, wurde auch die große Deckelbox herausgenommen, denn darin ließen sich die Backwaren vorzüglich aufbewahren. Jedes Mal betrachtete ich die Bilder von dem mittelalterlichen Nürnberger Stadttreiben und mein kleines Kindergemüt dichtete dieser Stadt etwas ganz Besonderes zu. Nürnberg wurde mit jedem Weihnachtsfest der Inbegriff für Behaglichkeit, Geborgenheit, Vorfreude, Weihnachtsdüften, Leckereien und weiteren angenehmen Assoziationen.

Nach vielen weiteren Jahren meines Lebens sollte es eine große Änderung geben, fast wie eine Lebensmetamorphose. Dass es mich eines Tages in diese Stadt verschlagen sollte, die ich einst als Kind auf alten Stichen bewunderte, mit den schönen alten Häusern, dem großen Marktplatz und der stolzen Burg auf dem Berg, war vielleicht bereits als Weg in meinem Buch des Lebens vorgegeben, wer weiß. Nürnberg besuchte ich zum allerersten Mal im Alter von 17 Jahren und dann erneut mit Mitte 20. Jedes Mal war ich der Meinung etwas zu suchen und nicht zu finden und musste, ohne es gefunden zu haben, wieder gehen.

Während meiner ersten Adventszeit in meiner „neuen“ Heimatstadt, besuchten wir selbstverständlich auch den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt. Ein Stand erregte ganz besonders meine Aufmerksamkeit und zwar der mit den Zwetschgenmännlein. Da ich lieber Trockenfrüchte nasche, als zu viel Zuckerzeug, sagte ich ganz lapidar zu Tommy, während die Verkäuferin uns freundlich zugewandt war „ach, dann kann man die wohl auch essen …?“. „Eigentlich nicht“, meinte Tommy und die Dame hinter den entzückenden kleinen Männlein und Weiblein guckte mich etwas irritiert an.

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Lass es fließen …

Nun möchte ich erzählen …

… über das Leben.

„Das Leben ist der beste Lehrmeister!“ Wir lernen auf jeden Fall aus unseren Fehlern und durch das Schlüsseziehen im Blick auf die Vergangenheit, täglich und immer wieder und es gibt „no end of learning“ … nicht entmutigend verstehen. BildWir sollten das Leben als einen fruchtbaren, bereichernden, erweiternden, vervollkommnenden Lernprozess sehen.